Schwangerschaft
Liefert der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis, mischt sich in die erste Freude über das Kind vielfach das schlechte Gewissen. Hat man kurz zuvor nicht noch Zigaretten oder einige Gläser Wein genossen? Erfolgte der Test frühzeitig, sind diese Gewissensbisse unnötig: Denn erst zirka vierzehn Tage nach der Befruchtung stellt der Embryo den Kontakt zum mütterlichen Kreislauf her. Ab dann allerdings schaden ihm Alkohol oder Zigarettenqualm. Beides sollte deshalb mit bekannt werden der Schwangerschaft tabu sein.
Zunehmen ja. Aber wie viel?
Unsicherheit verursacht auch das leidige Pfunde zählen: Habe ich genug, zu wenig oder schon zu viel zugenommen? Im Mittel beträgt die gesamte Gewichtszunahme etwa 10 bis 15 Kilogramm. Leichte Abweichungen bedeuten jedoch kein Risiko. Das Gewicht steigt in den ersten Monaten langsam an, dann jedoch deutlicher: Vom siebten Monat bis kurz vor Ende der Schwangerschaft sind es etwa 500 Gramm wöchentlich.
Ein Teil der Kilos geht auf das Konto von Wassereinlagerungen. Ringe oder Schuhe passen mit einem Mal nicht mehr. An sich sind Wassereinlagerungen unproblematisch und können mit einer eiweißreichen Kost gemildert werden. Starke und plötzliche Wassereinlagerungen zusammen Bluthochdruck sind möglicherweise aber auch ein Anzeichen für die so genannte Gestose. Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen können ebenfalls auftreten.
Die Folgen der Gestose: Durchblutungsstörungen, vor allem auch der Plazenta, Funktionsstörungen der Nieren mit vermehrter Eiweißausscheidung und schlimmstenfalls eine Schädigung des Kindes. Bettruhe und eine intensive medizinische Betreuung werden notwendig. Schwere Verläufe sind zum Glück selten. Zur Früherkennung achtet der Arzt auf Ödeme und überwacht den Eiweißgehalt des Urins sowie den Blutdruck.
Belastung für Kreislauf, Magen und Darm
In der Schwangerschaft stellen sich die Gefäße weit, damit mehr Blut fließen kann. So werden die Gebärmutter und damit das Kind optimal versorgt. Allerdings sinkt dadurch in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft der Blutdruck etwas ab. Das führt zu Müdigkeit, Schwindelgefühlen oder Kopfschmerzen, möglicherweise noch verstärkt durch Eisenmangel. Zudem verstopft die Nase leichter, Nasen- und Zahnfleischbluten sind häufiger als sonst. Es kommt öfter zu Harndrang. Auch kann ein weißlicher Ausfluss aus der Scheide auftreten.
Es besteht ein erhöhtes Risiko für schmerzhafte Krampfadern und Thrombosen. Zur Vorbeugung dienen trockene Bürstenmassagen oder Stützstrümpfe. Außerdem sollte man sich bewegen. Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen bieten sich an. Leistungssport, Sportarten mit erhöhter Unfallgefahr und hopsende Bewegungen sollte man meiden.
Zu den Kreislaufproblemen kommen oft noch hormonell ausgelöste Stimmungsschwankungen, Darauf sollte man sich selbst und auch den Partner vorbereiten. Um Stimmungstiefs besser in den Griff zu bekommen, sind Gespräche mit guten Freundinnen oft hilfreich.
Probleme mit Magen und Darm
Aber nicht nur der Kreislauf und das Gemüt, sondern auch das Magen-Darm-System sorgt für einigen Ungemach. Sehr unangenehm: starke Übelkeit mit Brechreiz, die etwa die Hälfte aller werdenden Mütter in den ersten Monaten der Schwangerschaft heimsucht. Linderung verschafft die Umstellung von drei großen auf fünf bis sechs kleinere, über den Tag verteilte Mahlzeiten. Am besten beginnt man den Tag langsam und mit einem guten Frühstück. Vielleicht auch mal vom werdenden Vater am Bett serviert?
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Ein weiteres Problem kann Sodbrennen sein. Denn bei Schwangeren erschlafft der Schließmuskel des Magens. Hochlagern im Bett hilft, ebenso kleinere Mahlzeiten. Mittel gegen Magenübersäuerung sind meist unnötig, da das Problem nicht durch zu viel Magensäure ausgelöst wird. Außerdem leiden Schwangere oft unter Verstopfungen, da die Hormone in der Schwangerschaft die Darmbewegungen vermindern. Das wachsende Kind drückt zusätzlich auf die Darmschlingen. Ballaststoffe in Vollkornbrot, Müsli, rohem Gemüse oder frischem Obst helfen dem Darm auf die Sprünge. Bei Verstopfungen helfen eingeweichte Dörrpflaumen, Weizenkleie oder auch Buttermilch. Von Abführmitteln wird abgeraten.
Ernährungslücken stopfen
Eine gesunde Ernährungsweise ist nicht nur Balsam für Magen und Darm. Sie garantiert auch eine gute Versorgung von Mutter und Kind. Ballast- und mineralstoffreich sollte sie sein. Außerdem muss sie genug Vitamine und Eiweiß enthalten. Der Kalorienbedarf steigt nur mäßig: Er nimmt – ohne größere körperliche Arbeit – ab dem vierten Monat um etwa 300 Kilokalorien zu .
Nicht immer gelingt es jedoch, sich ideal zu ernähren. Lücken tun sich häufig in der Versorgung mit Vitaminen auf. Ebenso fehlt oft Eisen, was müde und abgeschlagen macht und die Blutbildung behindert. Weit verbreitet ist auch ein Jod- und Folsäuremangel. Beides stört die Entwicklung des Kindes. Über für Schwangere geeignete Vitamin- und Mineralstoffpräparate beraten Apotheker und Frauenärzte.
Ärzte bieten auch Tests auf Antikörper gegen Toxoplasmen an. Die normalerweise relativ ungefährlichen Keime bedeuten in der Schwangerschaft für das Kind ein Risiko. Sie werden unter anderem von Katzen übertragenen . Gibt es zu wenige oder keine Antikörper, sollten Schwangere rohes und geräuchertes Fleisch meiden und Hauskatzen möglichst nicht mehr selbst versorgen.
Schmerzen und Blutungen
Sehr schmerzhaft wirkt sich das zunehmende Gewicht aus, besonders für den Rücken. Ruhepausen, wärmende Pflaster, eine heiße Dusche oder ein warmes Bad sowie Schwimmen in Rückenlage verschaffen Linderung. Man sollte auf eine gerade Haltung achten, nicht schwer heben. Wichtig ist das Gewicht des Bauches nicht durch ein Hohlkreuz ausgleichen. Die Seitenlage beim Liegen und eine hart gefederte Matratze entlasten zusätzlich.
Besondere Aufmerksamkeit erfordern Unterleibsschmerzen: Vor allem wenn sie zusammen mit ziehenden Kreuzschmerzen und Blutungen auftreten. Dies könnte auf eine drohende Frühgeburt hindeuten. Die betroffene Frau muss unbedingt in eine Klinik gebracht werden. Aber auch ohne Schmerzen müssen Blutungen abgeklärt werden. lassen. Nicht immer sind sie ein Zeichen schwerwiegender Komplikationen. Blutungen gibt es auch bei harmlosen Veränderungen am äußeren Muttermund, durch die Einnistung der Frucht in die Gebärmutter. Oder in der Frühschwangerschaft zu dem Zeitpunkt, an dem die Regelblutung fällig wäre.
Kommt es zu Schmerzen beim Wasserlassen, weist dies auf Harnwegsinfekte hin. Vorbeugend hilft es, viel zu trinken und sich den Unterleib warm zu halten. Außerdem sollte man den in der Schwangerschaft häufigeren und damit zuweilen schon lästigen Gang zur Toilette nicht aufschieben. Hartnäckige Infektionen muss ein Arzt mit Antibiotika behandeln. Neben Harnwegsinfekten können auch Pilzinfektionen in der Scheide vorkommen. In diesem Fall helfen Antipilzmittel.
Schließlich lösen auch vorzeitige Wehen Schmerzen aus. Dagegen kann der Frauenarzt unter anderem Magnesium-Präparate verschreiben. Diese wirken auch einer zu schnellen Verkürzung des Gebärmutterhalses entgegen.
Schmerzmittel
Schmerzmittel dürfen in der Schwangerschaft – auch wenn sie rezeptfrei sind – nur nach ärztlicher Anordnung genommen werden. Dies gilt grundsätzlich auch für alle anderen Arzneimittel. Wer zu Medikamenten in der Schwangerschaft gerne ausführlich beraten werden möchte, kann sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen; wir beraten Sie selbstverständlich auch jederzeit gerne telefonisch oder persönlich in unserer Apotheke.
Autor: Dr. Frank Schäfer
Vielen Dank für die freundliche Unterstützung und die Bereitstellung der Informationen an die Zeitschrift Neue Apotheken Illustrierte.